Wann immer man in China nach der Arbeit, nach Firma, Seminarraum, Produktionshalle, Restaurant, Hotel und Straßenverkehr noch etwas Ursprüngliches besichtigen kann, sollte man es als Reisender tun. So war ich gespannt auf die Altstadt von Taicang namens Shaxi, früher „Shatou“ genannt. Shaxi hat eine Geschichte von 1300 Jahren. Im Altertum gab es einen Spruch:“Achtzehn Städtchen in Dongxiang, Shaxi nimmt den ersten Platz ein.“ Im Altstadtviertel wurden viele typische Häuser aus der Ming oder Qing Dynastie, alte Straßen und Gässchen, alte Brücken über den Fluss und Residenzen von berühmten Persönlichkeiten erhalten.
Man kann Shaxi ganz einfach durchwandern. Vom Gebiet, in dem die deutschen Firmen liegen, ist es eine Viertelstunde Autofahrt entfernt. Obwohl ich an einem Samstagvormittag dort bin und die Altstadt als nationales AAAA touristisches Gebiet kategorisiert ist, treffe ich nicht viele Touristen. Die Gassen sind wirklich hübsch, man kann in Ruhe durch schlendern und einen Tee in einem der kleinen Lokale trinken. Es gibt Skulpturen, die auf die Handwerkstraditionen in diesem Viertel hinweisen. Und dann stolpere ich beinahe über eine deutsche Handwerkstradition: den Stand des deutschen Bäckers mit Namen „Brotecke“.
Der junge Mann im Hintergrund des Ladens ist nur mit lautem Rufen von seinem Smartphone wegzulocken. Als ich ihn auf deutsch anspreche (er ist blond und sieht ziemlich deutsch aus) und sage, dass ich eine Brezel kaufen will, findet er das cool. Ich erzähle ihm, dass ich am Vorabend die leckeren Brezeln und Laugenbrötchen seines Chefs im Bierzelt genossen habe, das freut ihn. Und er meint, es kämen nicht so viele Leute vorbei, hier in der Altstadt. Das Hauptgeschäft ist in einem anderen Teil der Stadt. Nachdem ich ihn noch nach seinen Plänen gefragt habe (er hat einen Vertrag bis September und will dann weiterziehen durch China) verabschiede ich mich, glücklich mit einer frischen Brezel in der Tasche.