Heute will ich einmal über eine andere Seite des Lebens hier berichten. Die meisten Leser meines Blogs wissen, dass ich ein chronisches Lymphödem habe und zweimal die Woche manuelle Lymphdrainage benötige. Letztes Jahr war ich mit einer Kollegin aus dem Internationalen Team hier am Tongji Krankenhaus, das ist das renommierte Krankenhaus, das Frau Merkel am vergangenen Samstag besucht hat. Es wurde bereits im Jahr 1907 von einem Deutschen gegründet, Erich Paulun.
Wir bekamen im Tongji Krankenhaus im letzten Jahr die Auskunft, dass sie selbst keine manuelle Lymphdrainage durchführen, lediglich die Behandlung mit einem Lymphamaten, die nicht ganz so wirkungsvoll ist. Gleichzeitig schrieb mir der ältere und sehr weise wirkende Arzt eine Adresse und eine Ärztin vom 6. Krankenhaus in Wuhan auf, die würde eine manuelle Behandlung durchführen. Hier wollte ich dieses Jahr ansetzen und meine Kollegin recherchierte die Ärztin im Internet und bekam kurzfristig einen Termin. So waren wir bereits am meinem 2. Tag hier im Foyer des 6. KH, das nicht ganz so wuselig wirkte wie das Tongji, auch weil es erheblich kleiner ist.
Alles ging unglaublich zügig: wir meldeten uns an der Rezeption, zahlten die obligatorischen 4,5 Yuan für die Krankenakte und die Chipkarte auf der von jetzt ab alle meine Daten gespeichert waren und wurden zu einem Gebäude für Rehabilitation verwiesen. Dort wiederum trafen wir im 3. OG Frau Dr. Huang, die schon Bescheid wusste und mich untersuchte und befragte. Das Befragen geht, das bin ich schon gewohnt hier, über ein Übersetzungsprogramm auf dem Smartphone, in das sie eine Frage an Chinesisch spricht und ich die Frage auf Englisch ablesen kann. Genial! Selbst wenn die Ärztin ein bisschen Englisch kann und das tut sie, spricht sie es doch nicht. Mein Bein wurde dann gründlich vermessen von einer jungen Ärztin Eve, die mich im Anschluss behandelte.
Zu meiner großen Freude war die Behandlung sehr gut. Meine Begleiterin bekam heraus, dass sie die Ausbildung zur Lymphdrainage in einem Krankenhaus in Hessen gelernt hat. Am Ende bat sie mich noch, beim nächsten Mal meine Bandagen mitzubringen und gab mir ihren WeChat Account, so dass wir direkt kommunizieren konnten. Insgesamt habe ich 5 Termine ausgemacht, so wie zuhause zweimal in der Woche, was für mein Bein sehr gut war, nach dem langen Flug und bei der großen Hitze hier. Ich bin voller Lob über dieses tolle Krankenhaus und über den Rat des alten Arztes aus dem Tongji. Endlich habe ich eine gute Behandlungsmöglichkeit gefunden. Es lebe das 6. Krankenhaus!
Nachtrag am 16. September: ich habe meine letzte Behandlung im 6. Krankenhaus. Frau Dr. Huang erwartet mich schon – und ich habe eine schlechte Nachricht für sie: ein neues Problem. Am langen Wochenende hatte ich eine schlimme Magenverstimmung, irgendetwas Verdorbenes gegessen am Freitag und das ganze Mondfest-Wochenende im Bett gelegen. Ich habe immer noch Bauchschmerzen, weswegen ich sie bitte, mir einen Termin beim „stomach doctor“, also in der inneren Medizin zu vermitteln. Frau Dr. Huang ist eine Frau der Tat, also stellt sie mir zwe Fragen und ruft ihren Kollegen an.
Aber dann folgt natürlich erst einmal meine letzte Behandlung. Frau Dr. Wu behandelt mich noch einmal und am Schluss vermisst sie mein Bein, um anhand der Maße den Behandlungserfolg festzustellen. Der ist gut: die Maße sind gleichgeblieben bzw. haben sich leicht verbessert. Das ist für die Umstände hier (extrem hohe Temperaturen, viel Stehen, langer Flug …) ein sehr erfreuliches Ergebnis. Ich bin auch sehr zufrieden und sage das Frau Dr. Huang und dem ganzen Team. Und dann kommt natürlich das obligatorische Gruppenfoto, alle die sich um mich gekümmert haben, vor dem Behandlungsraum. Ich bin unglaublich dankbar. Auch ein wenig später, als wir vorbei an vielen wartenden Menschen auf dem Flur der inneren Abteilung direkt ins Zimmer des Leiters der Inneren gehen können, er meinen Bauch untersucht und meint, das wäre nicht so schlimm und in den nächsten Tagen würden die Beschwerden verschwinden. Auf meine Bitte hin schreibt er mir noch ein Medikament auf, von Bayer, und wir holen das unverzüglich in der Krankenhaus-Apotheke neben der Rezeption ab. Insgesamt waren wir 2 Stunden hier – eine so große Effizienz und Fürsorge hätte ich mir nicht vorstellen können.
So schön zu wissen, dass Du gut aufgehoben warst!
Ja, das war ich wirklich. Bin sehr dankbar für die gute Betreuung!