Derzeit ist es sehr spannend, in China die Politik zu verfolgen. In Peking tagt das Zentralkommittee der Kommunistischen Partei und berät den 13. Fünf-Jahres-Plan mit bedeutenden Weichenstellungen für die mittelfristige Wirtschafts- und Gesellschaftspolitik. Und vergangene Woche war Kanzlerin Merkel für zwei Tage in China mit einer großen Wirtschaftsdelegation. Das chinesische Staatsfernsehen hat ausführlich über ihren Besuch berichtet und jedes Mal betont, dass Merkel bereits zum achten Mal China besucht. Sie genießt hier einen hervorragenden Ruf. Ich habe meine Studenten am Freitag gefragt, ob sie wüssten, welcher Staatsgast derzeit China besucht: und siehe da, ein Student wusste es!
Bereits im Mai 2013 war Li in Deutschland und der Film hebt hervor, dass Kanzlerin Merkel ein Essen mit Ministern und Staatsbeamten im Schloss Meseburg ausgerichtet hat – an einem Sonntag! Es wird besonders betont, dass der Sonntag in Deutschland eigentlich ein arbeitsfreier Tag ist und trotzdem die Polizei und die Regierungsmitglieder eine Ausnahme machten und gearbeitet haben. Weiter zeigt der Film hübsche Szenen vom Juli 2014, als Merkel mit Li in Chengdu war und in einem Supermarkt chinesische Produkte einkaufte. Später kochte sie sogar ein chinesisches Gericht, anscheinend mag sie die scharfe Szechuan Küche – na, das ist noch nicht mal in Deutschland bekannt. Merkel revanchierte sich dann im Oktober 2014 bei einem Besuch Lis in Deutschland, als sie ihn in einen Berliner Supermarkt zum Einkaufen führte und ihm u.a. empfahl, zwei Postkarten zu kaufen für seine Familie.
Nun, am 29 und 30. Oktober, reist Merkel mit Li in dessen Heimatprovinz Anhui, um dort ein Vorzeigeprojekt einer ländlichen Schule und einer Universität zu besichtigen. Die Kinder und Jugendlichen schwenken deutsche und chinesische Fähnchen und halten selbst gemalte Plakate hoch, auf denen: „Guten Tag, Frau Merkel“ steht. Sie bewundert eine selbstgebastelte Laterne und sagt: „so was machen die Kinder in Deutschland auch“. Später fragt sie in einer Schulklasse, wer deutsche Fußballspieler kennt: Neuer wird genannt, aber Schweinsteiger, den sie nennt, kennen die Kinder nicht.
Insgesamt gilt der Besuch als großer Erfolg, nicht nur hat sich die Beziehung der beiden Personen weiter vertieft und hat Merkel ein weiteres Stück China „im ländlichen Raum“, wie sie sagt, kennengelernt. Es wurden außerdem Verträge über millionenschwere Geschäfte abgeschlossen, insbesondere über den Kauf von Airbus Flugzeugen. Und für Frau Merkel war es sicher eine willkommene Abwechslung zur Flüchtlingskrise in Deutschland und den Friktionen mit dem eigenen Koalitionspartner zuhause.