… so titelt das Handelsblatt gestern über die jüngsten Auseinandersetzungen zwischen China und Deutschland zur „Shoppingtour“ chinesischer Firmen in Deutschland. Neben der Titelschlagzeile das Foto von Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel beim Handschlag mit dem chinesischen Premierminister Li Keqiang, die Mienen sind bei beiden angespannt. Vizekanzler Gabriel hat bei seinem Besuch in der vergangenen Woche in Peking bessere Investitionsbedingungen für deutsche Unternehmen in China gefordert, die Wirtschaft stellt sich laut Handelsblatt an seine Seite.
Im Innern der Zeitung geht es dann munter weiter: Mit der Überschrift „Die rote Gefahr“ werden Assoziationen geweckt vom aggressiven Drachen, die eigentlich schon als überwunden galten.
Bildnachweis: Messe Stuttgart
Ich war vor kurzem auf dem Deutsch-Chinesischen Wirtschaftstag auf der Landesmesse in Stuttgart. Unter den Sprechern war Wang Weidong, der Gesandte des Botschaftsrats der Wirtschafts- und Handelsabteilung der Botschaft der VR China in Deutschland. Auch er fand deutliche Worte und sprach davon, dass manche Länder China einseitig kritisierten, indem sie die Einhaltung der WTO Regeln forderten, China aber nicht im Gegenzug freien Marktzugang in ihren Ländern ermöglichten. Dann wurde er noch präziser und sprach von „Doppelzüngigkeit“ bei der KUKA-Übernahme und davon, dass wir Deutsche dächten, die Chinesen verschlängen deutsche Unternehmen und kauften Deutschland auf. Über die jüngste Entwicklung im Fall der geplanten Übernahme von Aixtron zeigte er sich beunruhigt.
Als am Nachmittag auf der gleichen Veranstaltung der baden-württembergische Ministerpräsident Kretschmann sprach, war Wang Weidong nicht mehr anwesend. Sonst hätte er gehört, wie Kretschmann sich in sehr positiver Art über seinen ersten China Besuch im vergangenen Jahr äußerte. Er erzählte von Diskussionen mit chinesischen Studenten an der Tongyi Universität, die offener gewesen seien, als er es erwartet hätte. Und er zeigt sich beeindruckt vom klaren Bekenntnis der chinesischen Partner zu umweltfreundlichen Technologien während seiner Reise. Zu den aktuellen Diskussionen bringt er nur das Beispiel der Übernahme von Putzmeister durch das chinesische Unternehmen Sany und erwähnt, dass die IG Metall zufrieden sei und die Übernahme ein Beweis sei für eine nachhaltige partnerschaftliche Zusammenarbeit. Er kehrt auch die Schwierigkeiten nicht unter den Tisch und spricht den Schutz des geistigen Eigentums an, aber er betont, wie gut es sei, dass China und Deutschland, speziell Baden-Württemberg Partner seien und in jeder Partnerschaft gebe es auch Auseinandersetzungen.
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Versöhnliche Worte vom Ministerpräsidenten in einer Zeit, die von aufgeregten Debatten bestimmt wird. Sicherlich macht der bestimmte Auftritt von Wirtschaftsminister Gabriel Sinn, die Chinesen selbst haben nur Respekt vor einem Partner, der eine gewisse Härte zeigt. Weniger Sinn machen meines Erachtens Headlines in den Medien, die Ängste vor der roten Gefahr heraufbeschwören.