Gleich am ersten Tag fällt mir beim Blick aus dem Vorlesungsraum am Gebäude gegenüber eine schöne Terrasse mit Sonnenschirmen auf. Ich frage mich, ob die stickenden Modestudentinnen dort ihre Arbeiten anfertigen und beschließe, mal vorbeizuschauen.
Dazu gibt es Abends Gelegenheit und siehe da, das ist ein Café. Betrieben von Studenten, das erfahre ich, als ich mich an einen der Tische auf der Terrasse sitze. Es hat angenehme 24 Grad, in China gibt es nicht so häufig Gelegenheit zum Draußen sitzen in Cafés, muss man ausnutzen. An der Wand im Innenraum hängen Bierplakate von Heineken, Carlsberg usw, ich bestelle also ein Bier. Und kriege zur Antwort: mèiyou, gibt es nicht. Diesen Ausdruck hört man in China sehr oft, ein Relikt aus der kommunistischen Zeit, überall wird einem mit Freude erklärt, was es alles nicht gibt. Nützt dann nichts, darüber zu diskutieren, ist einfach so, Punkt. Hier erfahre ich jedoch den Grund: die Uni erlaubt es nicht, Alkohol auszuschenken. Was gibt es dann? Kaffee, Tee und Säfte, reicht ja für eine entspannte Stunde am Abend.
Mein Getränk bringt mit einer der Chefs und setzt sich auch gleich zu mir, möchte Englisch mit mir reden. leider ist sein Englisch ungefähr so umfangreich wie mein Chinesisch, aber auch da hilft die Technik: auf dem gesamten Campus gibt es W-lan (frei, ohne Code) und wir können die benötigten Worte online suchen. Ich erfahre, dass mein Gesprächspartner Bäcker studiert: „oh“ sage ich, „ich hab deine Backstube gesehen“. Das freut ihn und er möchte wissen was ich so mache und noch mehr Englisch sprechen. Eine Weile unterhalten wir uns, ich genieße die entspannte Atmosphäre und verspreche ihm zum Abschied, wiederzukommen. Der Preis für meinen Tee mit Milch ist ein echter Studentenpreis … Gefühlt 10 Jahre jünger hüpfe ich die Treppe hinab, sogar die Aufseherin am Eingang grüßt freundlich: Zàijiàn!
Liebe Brigitte,
Deine farbigen Berichte aus China lese ich wieder mit großem Interesse. Du hast eine wunderbare Art, uns Deine Erlebnisse, Beobachtungen und innere Stimmungen zu schildern. Ich wünsche Dir deshalb neben den sicherlich wieder erfolgreichen Seminartagen genügend Zeit, alles Wissens- und Sehenswerte einzufangen und uns dann auch schildern zu können.
Herzliche Grüße – Christa
Vielen Dank, Christa! Freut mich sehr, dass das Lesen Spaß macht. Für mich ist das Schreiben auch eine gute Möglichkeit, all das Erlebte zu verarbeiten.
Viele Grüße und bis bald! Brigitte