Wenn ich gefragt werde, was ich so schätze an meinem Einsatz an einer Universität in China, dann antworte ich stets, dass es neben dem Unterrichten der jungen Menschen das Campusleben ist. Ich bekomme hier viele Komplimente, wie jung ich aussehe und ich bin fest überzeugt, dass der Campus wie ein Jungbrunnen für mich ist. Ich spaziere manchmal einfach nur herum, früh am Morgen, wenn ich erst ab der dritten Stunde Unterricht habe oder Abends, nach den Vorlesungen. Abends gibt es oft Musik aus den Lautsprechern und es herrscht eine entspannte, heitere Stimmung.
Morgens faszinieren mich die Fassaden der Wohnheime: über unseren „Foreign Teacher Apartments“ wohnen die Studenten. Uns ist es verboten, dort hineinzugehen, aber man kann von außen ein bisschen hineinschauen, den Rest besorgt die Phantasie. Es sind Viererzimmer, Stockbetten und jede Studentin oder jeder Student (bei mir im Haus wohnen die Studentinnen) hat nur eine winzige Fläche zur Verfügung für die privaten Sachen. Klar muss bei einem solchen feuchtheißen Klima auch viel gewaschen werden und in jedem Fenster hängen die BHs und Söckchen der Studentinnen, Tag für Tag. Weiterhin fasziniert mich die Logistik der Mensa. Die liegt gleich gegenüber unserem Gebäude und wie die das hinkriegt, täglich Tausende Studenten (und Dozenten) dreimal am Tag eine warme Mahlzeit von hoher Qualität zu kochen und dabei keine Zwischenfälle mit Krankheiten o.ä. produziert, das finde ich schon imponierend. Es wird aber auch sehr auf Hygiene und Qualitätsstandards geachtet: neulich Abends fiel mir auf, dass man an den Monitoren in der Mensa den Koch in der Küche beim Hantieren beobachten kann. Alles sah penibel ordentlich aus. Und ich hatte noch nie, ich wiederhole, noch gar nie Magenbeschwerden nach einem Essen in einer chinesischen Mensa!
Abends ist es ein besonderes Highlight für mich, die vielerlei sportlichen Aktivitäten der Studenten zu beobachten. Basketball, Fußball, Tischtennis und Badminton in der Halle, Rollschuh fahren, Judo auf dem Sportplatz. In der Vorlesung haben wir unter dem Kapitel „Selbst Management“ darüber gesprochen, wie wichtig regelmäßiger Sport für die Balance im Leben ist. In der Klausur habe ich gesehen, dass viele Studenten sich das gemerkt haben. Wahrscheinlich auch, weil ihre Dozentin so oft über ihre Yogastunde erzählt hat ….
Das sind wirklich interessante Einblicke. Yoga ist ja in China ein richtiger Hype.
Ja, absolut! Meine Yogalehrerin postet täglich auf Wechat total gute Infos über Yoga, wie hilfreich und wichtig es ist. Die Klasse war auch jeden Tag voll.